„In der Schönen Neuen Welt gibt es keinen Krieg, keine Eifersucht, keine Trauer, keine Krankheit, keine Armut, keinen Gott, keine Kunst. In Stabilität genießen die Menschen ihr Leben. Sie pflanzen sich künstlich fort, werden schon vor der Geburt in Kasten eingeteilt und so konditioniert, dass sie mit dem, was sie sind und haben, zufrieden sind.
Jeder gehört jedem, der leidbringende Individualismus ist abgeschafft – es regiert das Kollektiv. Jeder ist und fühlt sich nützlich – auch für beste Unterhaltung wird gesorgt. Und das Glück ist mit der Droge Soma jedem und jederzeit zugänglich. Lohnt es sich hier, für eine Freiheit zu kämpfen, nach der niemand mehr verlangt?
Aldous Huxley schrieb Brave New World als überspitzte Dystopie dessen, was im Erscheinungsjahr 1932 für die Zukunft möglich schien. Am Volkstheater wird der Klassiker der Weltliteratur nun auf seine Aktualität befragt: Wie sehr haben wir uns heute mit unserer Welt Huxleys Kosmos schon angenähert? Und: Ist die Schöne Neue Welt eigentlich wirklich so dystopisch?“ (Quelle)
Wer einen Dystopie-Klassiker medial verarbeitet, dem schaue ich ganz genau auf die Finger – und was ich auf der Bühne des Volkstheaters sah, sprach mich nicht an. Das ist diese schreckliche Kostümierung, welche mich an schreckliche 1990er-Ravepartys erinnerte und nur in den fadesten Köpfen noch Futurismus ausstrahlt. Eine weitere schlimme Sünde in meinen Augen ist der Einsatz von comic relief – es ist schlichtweg unpassend und vollkommen unnötig. Ja, und FRIENDS ist … ja so schrecklich Facebook-kritisch, Ihr seid solche Füchse!
Aber die größte Schwäche lauert in der Aufbereitung – warum hier der Münchner Merkur „eine wunderbare Liebeserklärung ans Theater selbst“ entdecken will, erschließt sich mir nicht. Keiner der Darsteller hat eine einnehmende Bühnenpräsenz – vor allem Silas Breiding als John brüllt sich durch das Stück, wirft die Arme auf und ab und nimmt der Figur dergestalt die Eindringlichkeit, die er ihr so zu geben glaubt.
Die weitaus interessantere Zugang wäre es gewesen, dem nüchternen Weltkontroller eine ebenso rationale Figur entgegen zu stellen, die pro Emotionalität argumentiert. Hier würden sich Figuren auf Augenhöhe begegnen.
Insgesamt eine in meinen Augen verschenkte Chance.