„Anyone who makes a distinction between education and entertainment does not know the first thing
about either one.“
(zugeschrieben Marshall McLuhan)
Angesichts des momentan in den deutschen Lichtspielhäusern laufenden “Silent
Hill”, optisch prachtvoll inszeniert von Christopher Gans, soll an dieser Stelle ein
wenig tiefer in die Welt der Computer- und Videospieladaptionen eingetaucht
werden. Die Geschichte dieser Adaptionen sind in erster Linie einer Geschichte ihrer
Umkehrung, welches nichts anderes bedeutet als die Geschichte der Spiele ZUM
Film, was jahrelang regelmäßig zu mäßigen und minderwertigen Spieltiteln führte, da
diese meist in schludriger Art und Weise möglichst schnell programmiert wurden, um
sich unauffällig und nahtlos in die Vermarktungskette einzufügen. Das schlimmste
Beispiel dürfte wohl die Umsetzung zu Spielbergs „E.T.“ sein: Angeblich vergrub
Time Warner in Mexiko mehrere tausende von Titeln buchstäblich im Sand, da diese
wie Blei im Regal lagen. Nebenbei erlebte die noch junge Videospielbranche eine
ihrer schlimmsten Krisen – erst das Nintendo Entertainment System leitete eine
Erholung ein. Heutzutage ist eine andere Entwicklung feststellbar. Nicht nur
erreichen Titel wie die „Herr der Ringe“-Umsetzungen regelmäßig hohe Wertungen
in Fachmagazinen und stellen wirtschaftliche Erfolge dar, sondern auch
Erfolgsregisseure wie Steven Spielberg interessieren sich zunehmend für die
Branche (Spielberg schloss mit Spielgiganten Electronic Arts einen hoch dotierten
Der Autor eines kürzlich auf sueddeutsche.de erschienenen Artikels wies zwar darauf
hin, dass eine reine Aufzählung von Titeln ein recht monotones Unterfangen sei,
allerdings kommt man nicht umhin, zumindest ein paar der Furcht erregenden
Highlights dieser Frühperiode von Computer- und Videospielumsetzungen zu
benennen. Wen in etwa nicht das Gruseln packt, wenn er an die Verfilmungen von
„Super Mario“ und „Double Dragon“ denkt, scheint ein ganz harter Brocken! Einen
drauflegen kann man mithilfe von „Street Fighter“ oder „Wing Commander“. Der
junge Paul Anderson lieferte mit „Mortal Combat“ (mittlerweile sind es drei Teile,
auch Anime und TV-Serie existieren) seine Videospielpremiere ab, welche sich in
„Resident Evil“ fortsetzen sollte (Anderson ist es auch, der auf „Castlevania“
Erst mit den beiden erfolgreichen „Tomb Raider“ – Verfilmungen waren plötzlich
Adaptionen auf den Plan getreten. Doch auch großartige Fehlschläge gab es zu
bestaunen: „Final Fantasy“ ist ein Beispiel für dieses Phänomen. Der deutsche Uwe
Boll, Hasssubjekt der Forenbeiträge auf imdb.com, liefert seit Jahren konsequent
feinsten Videotrash, welcher, nennt man Ross und Reiter, lediglich als Fond-
Abschreibeobjekt dient. Perlen gefällig? „House of the Dead“ (wenigen ist es
bekannt: Auch hier gibt es eine Fortsetzung!) und „Alone in the Dark“, kommende
Attraktionen sind „Blood Rayne“ und „Dungeon Siege“. Dabei sind diese Titel
durchaus prominent besetzt – ganz ähnlich wie „Doom“, der mit Profiwrestler und
Actiondarsteller The Rock aufwarten konnte. Andere gewinnträchtige Adaptionen
warten schon in der Industriepipeline: Die Millionenseller „World of Warcraft“, „Halo“,
„Rainbow Six“, „Driver“ oder „Dead or Alive“ solle alle bis 2007 Einzug in die Kinos
Das grundsätzliche Problem der Übertragbarkeit und Transformierbarkeit von
unterschiedlichen Medien ist nicht neu. Das letzte Mal wurde es in den diversen
Filmforen laut, als Peter Jackson sich den „Herrn der Ringe“ vornahm: Konnte das
gut gehen? Was soll gekürzt werden? Was hinzugefügt? Ich gebe Bazin recht, wenn
er bilanziert:
„Aus den gleichen Gründen, aus denen eine Wort-für-Wort-Übersetzung untauglich und auch eine zu freie Übersetzung zu verurteilen ist, muss eine gute Adaption das Original in seiner Substanz nach Wort und Geist wiederherstellen können.“
Wenn man sich mit Adaptionen von Computer- und Videospielen
beschäftigt, stößt man unweigerlich auf die Frage nach der Interaktivität. Hier nämlich
ist der grundlegende Unterschied zu suchen. Zwar ist die Theorie des stummen und
inaktiven Rezipienten längst überholt, jedoch bestehen große Unterschiede zwischen
den Erlebnissen eines tatsächlichen Spiels, man denke in etwa an das Genre der
First Person Shooter, und dem Ansehen eines Films, wobei natürlich nicht außer
Acht gelassen werden darf, dass sich zweifelsohne ein Trend in Richtung „Filmlook“
abzeichnet. Dies spiegelt sich in etwa in Abspännen wider oder in so genannten Cut
Scenes. Auch wird versucht, eine Art von Starsystem zu etablieren, in etwa um den
Erfinder der „Zelda“ und „Mario“-Reihe.
Der Kollege Reinhard Prosch und ich machten uns zum Abschluss noch einige
Gedanken, welche Spieltitel wir gerne einmal auf dem Silver Screen sähen. Unsere
Vorschläge lauten: In der Rolle des Sam Fisher aus „Splinter Cell“ wäre unsere erste
Wahl Jason Statham, der undankbarer Weise nicht den neuen Bond geben durfte.
Der Kulttitel „Monkey Island“ sollte mit keinem anderen als Owen Wilson verfilmt
werden. Schlussendlich sollte man sich endlich einmal „Metal Gear Solid“ zuwenden.
Der Auftritt in Form eines umjubelten 15-minütigen Trailers des vierten Teils der
Serie um den Protagonisten Solid Snake auf der weltgrößten Spielmesse e3, die vor
kurzem zu Ende ging, legt unseren Schluss nahe, dass endlich entweder Thomas
Jane („The Punisher“) oder Eric Bana („Munich“) ihren Einstand feiern sollten.