Past Pitches: Saw

 

Seit Bestehen der kommerziell äußerst erfolgreichen Horrorfilmreihe Saw will uns Folterpädagoge Jigsaw mit seiner charismatisch-rauen Stimme zu einem Spiel einladen – „I wanna play a game!“ Wenn nun also der Leinwandhorror mit Konamis Hilfe den Sprung auf die Heimkonsolen wagt, können wir wohl kaum ablehnen. Ob die Filmadaption ein raffinierter Thriller oder Folter pur für Spielernaturen ist, verrät unser Test.

Die Handlung konzentriert sich auf Detective David Tapp, der in einer baufälligen verlassenen Nervenheilanstalt aufwacht, nachdem er von Nemesis Jigsaw entführt und gefangen genommen wurde. Die trügerischen, schummrigen Korridore der unheilvollen Institution wurden von Jigsaw in ein Labyrinth des Terrors verwandelt. Tapp ist davon besessen, den Serienmörder zu fassen, und so hat seine Mission bereits ihn und seine Familie ruiniert – Scheidung, seelische Probleme und Einsamkeit sind die Folgen. Nicht nur wurde Tapps Karriere durch diese Jagd zerstört, auch musste er mit ansehen, wie sein langjähriger Freund und Partner in einer von Jigsaws Fallen ums Leben kam. Nun befindet sich der Detective in seiner Gewalt und Jigsaw hat die Oberhand.

Als Spieler übernimmt man in der Rolle des Detective Tapp also die schwierige Aufgabe, nicht nur selbst zu überleben, sondern, wenn möglich, auch noch Jigsaw dingfest zu machen. Ob Tapp seinen Widersacher aus dem Verkehr ziehen oder wenigstens dafür sorgen kann, dass dem blutigen Treiben ein Einhalt geboten wird, sollte angesichts der Chronologie Filmreihe sich selbsterklärend verneinen! Dennoch machen wir uns nicht ganz frohen Mutes auf, um uns dem teuflischen Spiel zu stellen. Jigsaw hat einen Parcours sadistischer Fallen für uns bereitgestellt, denen wir – teils durch Quick Time Events, teils durch Padakrobatik – geschickt entkommen müssen. Dazu zählen zum Beispiel Stolperdrähte die Selbstschussanlagen auslösen oder diverse Balancierungsakte über Abgründe. Von beiden wird der Spieler eine Menge sehen. Erschreckend dominant sind auch die sich stetig wiederholenden Schalterrätsel, um in etwa Schlösser zu knacken.

Auf Jigsaws Theaterbühne treibt Ihr Euch allerdings nicht alleine herum. Andere „Mitspieler“ haben sich eingefunden, die es auf Euch abgesehen haben. Der Grund hierfür liegt in Manipulation durch das Folter-Mastermind. Angeblich tragt Ihr den Schlüssel zur Befreiung der Mitgefangenen in Euch – da ist es nur allzu verständlich, dass die Meute Jagd auf Euch macht. Erfahrene Spielernaturen wissen natürlich, wie man sich zur Wehr setzt: Entweder mit den Fäusten oder herumliegenden Gegenständen zeigt ihr dem Pack, wer der fitteste Survivor ist. Solltet Ihr Euch einmal zu oft über die träge und unpräzise Kampfmechanik echauffieren, wechselt doch einfach ins Spezialgebiet „Fallenstellen“. So könnt Ihr mithilfe von Stolperfallen oder Stromschlägen für Ordnung in der Anstalt sorgen. Praktisch für Adaptionsjunkies außerdem: Unbeantwortete Fragen aus den Filmen werden endlich geklärt. Die Spieler lernen Jigsaws Ursprünge kennen und erfahren, warum er sein Leben den Spielen gewidmet hat. Darüber hinaus wird erläutert, was mit den Figuren aus dem ersten SAW-Film geschehen ist. Natürlich nur, wenn einen das nach etwa sechs bis acht Stunden noch ernsthaft interessiert.

Meinung:

SAW ist spielerisch gesehen Durchschnitt pur. Was der Titel an einem Ende vielleicht gut macht, reißt ein anderer Aspekt wieder herunter. Umso ärgerlicher ist es da, dass auch die Adaption es nicht annähernd schafft, sich ein wenig mit den grundsätzlichen Fragen, die hinter der Philosophie des Charakters Jigsaw stehen, auseinanderzusetzen. So wäre es in etwa wesentlich herausfordernder gewesen, den Spieler nicht als Opfer des zwanghaften Menschenverbesserers, sondern als Jigsaw selbst antreten zu lassen. Dies hätte sicherlich einige interessante, ja, will heißen, moralische Fragen evozieren können: Wie ich die Adaptionsindustrie allerdings kenne, hätten es dann die Spieler wohl am ehesten mit einem Crazy (Torture) Machines-Klon  zu tun bekommen. Schade.

Wissenswertes:

Allein die ersten vier Teile der Horrorsage spielten an den Kinokassen über 460 Millionen US-Dollar ein.

Der Begriff torture porn ist durch die Filmreihe wesentlich geprägt worden.

Positiv:

– Jigsaws Originalstimme räuspert fleißig-atmosphärisch herum

– Bisweilen angenehm unangenehme Gruselstimmung

Negativ:

– Kämpfe wirken aufgesetzt und sind technisch schwach gelöst

– Dieselben Schalterrätsel wiederholen sich im Minutentakt

– Grafik wirkt trotz leistungsstarker Engine altbacken

Publisher: Konami

Entwickler: Zombie

Genre: Survival Horror

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