Manche Besprechungen finden ihren Weg in die Publikationen, manche nicht. Hier ist so eine vom letzteren Schlag. Schade.
Die vorliegende Monographie von Stefan Rehder, „Gott spielen. Im Supermarkt der Genforschung“, lässt den Leser mit sehr widersprüchlichen Gefühlen zurück. Auf der einen Seite sind die knapp 240 Buchseiten gefüllt mit gut aufbereiteten Sachinformationen, was den aktuellen Forschungsstand in Sachen Genforschung betrifft. Auf der anderen Seite fällt Rehder immer wieder durch seine zugespitzten und einseitigen Ansichten und eine Sprache auf, die den Titel in die Nähe einer sehr polemisch gehaltenen Streitschrift rückt.
Autor Stefan Rehder arbeitete als freier Journalist für „Focus“, „Deutschlandfunk“, oder den „Rheinischer Merkur“, war Redakteur bei der „Passauer Neuen Presse“ und Pressereferent im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Seit 1998 befasst er sich mit Themen der Bioethik. In seiner Bestandsaufnahme „Gott spielen. Im Supermarkt der Genforschung“ befasst Rehder sich in 20 Kapiteln mit dem Thema des menschlichen Erbgutes. Nach eigener Auffassung geht es ihm dabei um ein Plädoyer für einen umfassenden Embryonenschutz und möchte als Experte verstanden werden, der an unser aller Gewissen appelliert, sich den Zumutungen des medizinischen Fortschrittsglaubens couragiert entgegenzustellen. Denn nichts anderes vermutet Rehder hinter der heutigen Genforscherszene. Zwar erfolgen immer wieder biowissenschaftliche Einschübe, die sich durch eine besondere sprachliche Qualität dergestalt auszeichnen, als dass sie auch dem interessierten Laien schwierige biologische Zusammenhänge einfach und anschaulich darlegen, aber Rehder gelingt es selten, sich semantisch zu zügeln, wenn er auf Befürworter einer Klonpraxis zu sprechen kommt, die seiner Weltanschauung nicht zupass kommt.
Da werden Stammzellenforscher in die Nähe von Stalinismus und Nationalsozialismus gerückt, Religionskritikern attestiert Rehder „massive Persönlichkeitsstörungen“ und Forschung wird zur „Leichenfledderei“. Da rundet es das gewonnene Gesamtbild des Autoren nur eindrucksvoll ab, dass für Rehder die einzig nachhaltige Revolution in der Menschheitsgeschichte die der Geburt Jesu darstellt. Leider bleibt daher als Fazit festzuhalten: Seriöse Auseinandersetzung – auch oder gerade mit kontroverser Forschung – sieht anders aus.